Das Institut für Regionalwirtschaft Hannover hat im Auftrag der Stadt Bergisch Gladbach eine neue Bevölkerungsprognose erstellt, die vier mögliche Szenarien beinhaltet. Sie ist Vorlage für Entscheidungen in den zuständigen Ratsausschüssen und letztlich dafür, was aus Bergisch Gladbach werden soll.

Zwei Varianten haben einen konservativen Ansatz und gehen von gleichbleibendem oder mäßigen Wachstum aus, die anderen beiden Berechnungen (Entwicklungsvariante und Ausschöpfungsvariante) zeigen einen Bevölkerungszuwachs für Bergisch Gladbach, den wir sowohl hinsichtlich seiner Berechnung als auch seiner Auswirkungen ablehnen.

Institut und Stadtverwaltung schlagen den Fraktionen im Stadtrat vor, eine Variante mit einem Bevölkerungszuwachs von 7,7 % bis 2038 zu befürworten (Entwicklungsvariante). Insgesamt wäre das ein Wachstum von 8.766 Bewohner in Bergisch Gladbach. Zuwächse werden dabei vor allem in der Stadtmitte, Refrath und Schildgen gesehen.

Grundlage für diese Zahl ist die Annahme, dass Zuzug dort entsteht, wo Wohnungen zur Verfügung stehen. Das ist natürlich immer richtig. Wir bezweifeln aber, dass die Stadt das verträgt und ob dies bewusst gefördert werden soll. Eine zweite Annahme beruht darauf, dass der Flüchtlingsstrom auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird und dazu Wohnraum geschaffen werden muss.

FWG-Fraktionsvorsitzender Rainer Röhr hält diese Annahmen für nichts anderes als eine selbsterfüllende Prophezeiung. Fiktives wird durch politische Beschlüsse zur Tatsache gemacht. Schon die Einleitungssätze zur Prognose sind falsch. Die Frage: Wie wird sich die Bevölkerung in Bergisch Gladbach entwickeln, müsste ersetzt werden durch den Satz: Wie soll sie sich entwickeln, denn die Prognose setzt zunächst bestimmte politische Beschlüsse voraus.

Bergisch Gladbach braucht solche Grünzonen

Die FWG akzeptiert ein mäßiges Wachstum, das mit der Nutzung des Zanders-Geländes für den Wohnungsbau gewährleistet wird. Hier haben wir im Gegensatz zu allen anderen Fraktionen sogar mehr Wohnungen vorgeschlagen. Beschlossen wurden dort am Ende 1.565 Wohneinheiten. Hinzukommt das Wachendorff-Gelände mit geplanten 450 Wohneinheiten.

Schon dieser Zuwachs steht vor der Herausforderung der Bereitstellung von Schul- und Kitaplätzen, vor allem aber der sich weiter anspannenden Verkehrssituation.

Das Planungsbüro schlägt nun vor, auch Flächen des 2018 beschlossenen Flächennutzungsplanes (FNP) einzubeziehen, um den Zuwachs zu ermöglichen. Dies stößt auf massiven Widerstand der FWG. Wir erinnern an die insgesamt 6.300 Einsprüche, die im damaligen FNP-Verfahren von den Bergisch-Gladbacher Bürgern geltend gemacht wurden.

Und dies geschah noch vor den Hitzesommern, vor dem Starkregenereignis 2021 und muss eher dazu beigetragen, die Entscheidungen zum FNP zu überdenken, seine Umsetzung  jedenfalls zu stoppen.

Die vom Planungsbüro vorgeschlagene Entwicklungsvariante und Nutzung der FNP-Flächen ist schädlich für das Stadt- und Umgebungsklima. Es ist widersprüchlich, wenn Stadtplaner und Meteorologen von unbedingt notwendiger Entsiegelung sprechen, vor Starkregen warnen und Retentionsflächen fordern, wenn die Stadt Hitzepläne erarbeitet, weil sich auch Bergisch Gladbach zu Lasten der Bewohner immer mehr Hitzetage aufweist, gleichzeitig aber gegenteilig gehandelt werden soll.