Erst dreieinhalb Jahre nach der Starkregenkatastrophe am 14. Juli 2021 sollen endlich alle Gutachten vorliegen, die zu konkreten Schritten des Hochwasserschutzes in Bergisch Gladbach und Köln-Dünnwald führen.

Wie dringend dies ist, haben die Starkregen an anderen Orten der letzten Tage gezeigt, die punktuell zu massiven Schäden geführt haben. Auch Bergisch Gladbach ist weiter gefährdet, da die Bäche zum Schutz der engbebauten rechtsrheinischen Kölner Stadtteile zum Großteil in den Rechtsrheinischen Kölner Randkanal abgeleitet werden, der bei Stammheim in den Rhein mündet.

Problem: Der rechtsrheinische Randkanal reduziert seinen Querschnitt ab Diepeschrath deutlich. Um dies abzupuffern, wurde vor Jahren das Regenrückhaltebecken Diepeschrath gebaut. Die Betriebsvorschrift für dieses Becken sieht aus technischen Gründen eine maximaler Einstauhöhe von 58 Metern über Null vor.

Der Rechtsrheinische Kölner Randkanal (Grafik: StEB Köln)

Beim Hochwasserereignis im Juli 2021 wurde diese Höhe überschritten und das Wasser konnte ungehindert bis Köln-Dünnwald fließen, wo es massive Überschwemmungen zwischen Leuchterstraße und Zeissbuschweg (Leuchterbruch) gegeben hat. Auf dem Weg dorthin wurde auch die Katterbachstraße durch den Diepeschrather Wald an der Grenze von Bergisch Gladbach zu Köln überflutet.

Die Stadtentwässerungsbetriebe der Stadt Köln (StEB) haben nun vorgeschlagen, die dortigen Wege sowie die Katterbachstraße im Niveau zu erhöhen, um mit einer Kaskadenwirkung einen Teil des Hochwassers aufzufangen bzw. in Etappen abzuleiten. In einer entsprechenden Simulation konnte nachgewiesen werden, dass dadurch selbst bei Hochwasser-Jahrhundertereignissen weitgehender Überflutungsschutz in Dünnwald gewährleistet werden kann.

Ungeklärt bleibt aber, ob dies nicht negative Auswirkungen auf Bergisch Gladbach hat. Die Stadtverwaltung sowie der Zweckverband Rechtsrheinischer Kölner Randkanal, an dem Bergisch Gladbach zu 48 Prozent beteiligt ist, hatten dazu auf unsere Anfrage im zuständigen Stadtratsausschuss im Oktober 2023 keine befriedigende Antwort, obwohl doch die Gierather Bürger die Auswirkungen trotz des Abflusses der Hochwässer in Richtung Dünnwald durch die Überflutung ihrer Häuser schmerzlich registriert haben.

Und nicht nur das. Das Abwasserwerk Beningsfeld, das die Abwässer nach Klärung in den Kölner Randkanal einleitet, war zeitweise nicht mehr funktionstüchtig.

Es bleibt eine Grunderkenntnis, dass Hochwasser da bekämpft werden muss, wo es entsteht. Schon im frühen Verlauf der Gewässer müssen Retentionsflächen eingerichtet, Versiegelungen vermieden werden.

In Köln wird bereits danach gehandelt. Die zuständigen Ämter befassen sich lt. StEB bereits mit der Umsetzung der mit der Simulation vorgeschlagenen Maßnahmen. Die  Bürgerinitiative Hochwasserschutz Dünnwald bringt sich dabei mit ihren Erfahrungen ein. In Bergisch Gladbach tut sich nichts. Der von der FWG im Juli 2023 angeregte Runde Tisch mit allen Akteuren, insbesondere aber der betroffenen Bürgerschaft, ist immer noch nicht zustandegekommen, obwohl die bisher vorliegenden Gutachten dazu längst hätten den Startschuss geben können.

Wir erwarten, dass die Verwaltung die mehrheitlichen Beschlüsse des Stadtrates nun endlich umsetzt und die Sorgen der Bürger ernst nimmt.