Durch den Umzug der Stadtverwaltung in andere Gebäude werden die Stadthäuser zwischen Gohrsmühle und Konrad-Adenauer-Platz demnächst leerstehen. Das Ensemble ist ein typisches Beispiel einer Nachkriegsarchitektur, die von vielen Bürgerinnen und Bürgern, aber auch in Fachkreisen zunehmend als erhaltungswert eingestuft werden.

Im Rahmen der ursprünglichen Planung, ein neues Stadthaus für die Verwaltung am S-Bahn-Bahnhof zu errichten, hatte ein Kostenvergleich ergeben, dass eine Sanierung der Stadthäuser teurer sein würde als die Errichtung eines neuen Gebäudes. Diese Rechnung wurde aber schnell zur Makulatur, als die Kosten für ein neues Stadthaus sich auf Beträge von 80 bis 100 Millionen steigerten.

Heute muss man sich fragen, ob der damalige Kostenvergleich noch zeitgemäß ist. Er bezog sich auf die Sanierung als Bürogebäude mit hohen technischen Anforderungen und er berücksichtigte nicht ausreichend die Auswirkungen auf eine Klimabilanz, die durch Abriss und Neubau zunächst einmal negativ beeinflusst wird.

Wilfried Förster, für die FWG sachkundiger Bürger im Zanders- und Planungsausschuss: „Die Stadthäuser sind prägend für Bergisch Gladbach, das lässt sich nicht bezweifeln. Deshalb bedarf es einer umfassenden Prüfung, für welche Nutzung sie in Frage kommen könnten. Das ist inzwischen auch Auffassung der Zanders-Projektgruppe.“

Prägend für Bergisch Gladbach: Die Stadthäuser

Ohne Sanierung geht natürlich nichts. Das ist klar. Frage ist aber, welche Standards gelten müssen. Je nach Nutzungszweck entstehen möglicherweise viel geringere Kosten als bei einer Bürogebäudesanierung.

Die FWG greift deshalb den in verschiedenen Diskussionen geäußerten Vorschlag auf, das Gebäudeensemble für Wohnzwecke zu verwenden und bringt hier eine neue Variante ins Gespräch. Im Rahmen der Errichtung eines Berufsschul-Campus auf Zanders könnten die Stadthäuser für die Unterbringung auswärtiger Auszubildenden genutzt werden. Auch eine Verbindung zu anderen Ausbildungseinrichtungen ist denkbar. Wenn Bergisch Gladbach als Zentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises als moderner Standort für ein duales, digitales Ausbildungssystem Anziehungskraft erzeugen will, wäre mit der Umfunktionierung der Stadthäuser eine Option gegeben. Vor dem Hintergrund akuten Mangels an Auszubildenden könnten Unternehmen damit zusätzliche Anreize schaffen. Das wäre aber nur eine von mehreren Möglichkeiten. Auch Appartements für Single-Haushalte sind denkbar.

Damit würde es auch gelingen, die Innenstadt zu beleben, denn Bürogebäude und ihre Umgebung sind in den Abendstunden verwaist. Wohnungen eben nicht.

Natürlich muss alles finanziell darstellbar sein. Deshalb will die FWG eine seriöse Untersuchung, ob sich eine Sanierung der im städtischen Besitz befindlichen Stadthäuser mit der Zweckbestimmung Wohnappartements rechnen kann.

Das bestehende Gebäudeensemble lässt sich im Übrigen sehr gut in eine anzustrebende Randbebauung der Nordseite der Straße „An der Gohrsmühle“ einfügen. Alt und Neu können sich architektonisch reizvoll ergänzen. Der Dreiklang Villa Zanders, Stadthäuser und eine sich anschließende moderne Architektur haben das Zeug, in hohem Maße identitätsstiftend für Bergisch Gladbach zu sein.