Es fällt schwer, angesichts der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz zu sagen, was man alles hätte besser machen können. Zunächst geht es darum, die Not der betroffenen Menschen zu lindern und ihnen kurzfristig zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen und ihre riesigen Verluste zu ersetzen, falls das überhaupt bei persönlichen Gegenständen möglich ist. Das steht an erster Stelle und der Feuerwehr, dem THW und den vielen Helfern gebühren höchste Anerkennung und Dank.

Die Wiederherstellung der Infrastruktur beginnt aber unmittelbar nach den Aufräumarbeiten und schon dabei kommt es darauf an, sich auf ähnliche Ereignisse einzustellen. Der Hochwasserschutz ist das eine, die Überlegung, wo man zukünftig baut, das andere.

Der Klimawandel ist da und es ist eigentlich überflüssig darüber zu debattieren, wie hoch der von Menschen gemachte Anteil daran ist. Tatsache bleibt, dass die Zahl der Naturkatastrophen in den letzten Jahrzehnten progressiv zunimmt. So stark, wie in den letzten Jahrhunderten nicht. Hierzu muss man noch nicht einmal Klimaforscher oder Metereologen befragen. Ein Blick in die Statistik der Versicherungsgesellschaften reicht: Seit 1980 ist die Zahl der relevanten Schadenereignisse um 30 Prozent angestiegen. Laut Münchener RE, eine der größten Rückversicherungsgesellschaften, verursachen Naturkatastrophen seit 1980 Schäden von mehr als 5200 Milliarden US-Dollar. Hydrologische Ereignisse (Überschwemmungen, Erdrutsche) machen dabei über 20 Prozent der Gesamtschäden aus.

Und noch eines: Die Argumentation, wir in Deutschland seien nur für zwei Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich, ist zwar richtig. Wenn man aber sieht, dass sich der G20-Umweltgipfel in Neapel auf keine ehrgeizigeren Ziele bei der Erderwärmung einigen konnte, heißt das, dass sich in Deutschland Extremwetterereignisse häufen werden. Und da ist Vorsorge zu treffen.

Der kleine Katterbach, etwa 500 m hinter der Quelle

Die Ursachen der aktuellen Flutkatastrophe sind vielfältig und werden sicher in den nächsten Wochen und Monaten analysiert. Tatsache ist aber, dass durch Versiegelung von Böden, insbesondere in Flussnähe, und durch die Beseitigung von freien Überschwemmungsgebieten solche durchaus immer wieder vorkommenden Katastrophen in einer Weise verschärft werden, die Menschenleben und ganze Existenzen vernichten.

Beispiel Schildgen: Die noch freien Wiesen zwischen Katterbach und Schildgen konnten eine Menge Regen zurückhalten. Dennoch wuchs der dort entspringende kleine Katterbach mit seinen Siefen innerhalb von 500 Meter hinter der Quelle zu einem sechs Meter breiten Flußlauf an. Viele Keller liefen voll, trotz des angelegten Regenrückhaltebeckens. Hinzukam, dass auch die Kanalisation derartige Regenmengen nicht mehr auffangen konnte.

Überflutung in Hebborn

Die FWG fordert deshalb:

1. Im bestehenden Abwasserbeseitigungskonzept der Stadt müssen deshalb dringend die Prioritäten überdacht werden. Vordringlich sind die Gebiete zu schützen, die vom Hochwasser besonders betroffen wurden.

2. Der beschlossene Flächennutzungsplan (FNP)  muss überdacht werden. Durch Herausnahme klimarelevanter Flächen muss ein deutliches Bekenntnis erfolgen, dass in dieser Stadt Klimaschutz endlich ernst genommen wird. Eine Lösung, die darin besteht zu sagen, man müsse einen Bebauungsplan auf den FNP-Flächen ja nicht verwirklichen, ist unzureichend. Auch deshalb, weil sie das Klimaschutzgebot, das sich die Stadt auferlegt hat, konterkariert. Denn spätestens jetzt ist klar: So darf der Flächenfraß nicht weitergehen. Die FWG stößt dazu erneut eine Debatte an. Noch sind Korrekturen kein Problem. Noch ist auch der Regionalplan nicht verabschiedet, der für die Genehmigung einiger FNP-Flächen entscheidend ist.