Ja, Zanders ist eine Riesen-Herausforderung für Bergisch Gladbach und viele, viele Fragen sind noch offen. Das ist die eine Seite. Die andere: Sechs Millionen Euro kostet die Stadt die jährliche Unterhaltung des Geländes. Das können wir uns auf Dauer nicht leisten.
Die FWG hat sehr frühzeitig gefordert, Nutzungskonzepte für das Gelände aufzustellen, die anhand der vorhandenen Struktur der Gebäude, des Geländes und der Einbindung in die Stadt festlegt, wo was möglich ist.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden klimatischen Belastung auch in unserer Stadt und der Notwendigkeit, Frei- und Naturflächen zu schonen, hat sich die FWG immer dafür stark gemacht, auf dem ehemaligen Industriegelände Wohnungen zu errichten. Dabei kann durchaus experimentiert werden und architektonisch Herausragendes, Besonderes im Zusammenhang mit dem historischen Gebäudebestand ist willkommen. Auch eine Verdichtung in einer solchen Innenstadtlage ist zu vertreten, zumal selbst dann unter der Voraussetzung zeitgemäßer Bauweise eher eine Entsiegelung des Geländes zu erwarten ist.
Dabei darf aber der Blick fürs Machbare nicht verlorengehen. Kurz gesagt: Am Ende muss insgesamt ein finanzieller Rücklauf der Investitionen gewährleistet sein.
Diese Garantie zu geben ist zugegebenermaßen zum jetzigen Zeitpunkt nicht einfach und es braucht Beratung von unabhängigen Immobilienwirtschaftlern, die den Markt kennen und die Zukunft des Wohnens und Arbeitens einschätzen können. Ein solches Vorgehen hat die interfraktionelle Zanders-Arbeitsgruppe, der alle Ratsfraktionen angehören, dringend empfohlen.
Aus verschiedenen Gründen müssen bis zum Sommer 2023 Entscheidungen gefällt werden, wie viel und welche Wohnbebauung auf Zanders möglich ist, welche Nutzung darüber hinaus in Frage kommt, wie eine gute Wohnatmosphäre durch Grün, Wasser der Strunde und ausreichender Durchlüftung entstehen kann.
Es ist klar: Zanders kann weder Industrie noch Gewerbe vertragen, die das Wohnen schwierig bis unmöglich machen. Das ist auch von Seiten der Wirtschaft kaum gewollt. Unternehmen, die auf reibungslose Logistik angewiesen sind – und das sind die meisten, zum Beispiel auch das Handwerk – werden es vermeiden, sich in Innenstadtlagen anzusiedeln. Es bleiben also Dienstleister, Freiberufler, Bildungseinrichtungen. Sie werden sich in einem urbanen Umfeld wohlfühlen, vorausgesetzt eine gute Erreichbarkeit durch den ÖPNV ist gegeben. Das wäre bei Zanders der Fall und würde durch das Wiederaufleben der alten Straßenbahnlinie G von Thielenbruch noch verstärkt. Ebenfalls verbietet es sich, auf Zanders eine zweite Innenstadtsituation mit Handelsunternehmen zu schaffen. Das wäre in Zeiten des Online-Handels schädlich und würde die bestehende Händlerschaft noch mehr unter Druck setzen.
Der Blick auf die Notwendigkeit, Gewerbesteuereinnahmen für Gladbach zu sichern und auszubauen, gehört zum Standard-Repertoire jeder Kämmerei und natürlich auch der Politik. Zanders aber unter diesem Gesichtpunkt als Heilsbringer zu betrachten, ist unserer Meinung nach eine Fehleinschätzung. Selbst Start-Ups oder die Kreativwirtschaft bringen zunächst einmal kein Geld und wenn sie es wirklich nachhaltig tun, wollen sie expandieren.
Wir bleiben deshalb dabei: Wohnen steht an erster Stelle und damit sollten wir so schnell wie möglich beginnen, ohne dass die Stadt die in der Vergangenheit, was Architektur betrifft, zu oft eine Laissez-Faire-Haltung eingenommen hat. Nein: Investoren müssen sich in das Gesamtkonzept einfügen. Wildwuchs darf es nicht geben.
Die FWG weiß andererseits um die Bedeutung der Gewerbesteuer für den städtischen Haushalt und verschließt sich dem nicht. Weil aber eine Reform dieser Steuerart mit finanziellen Ausgleichsmöglichkeiten über Bundessteuern oder zwischen den Kommunen nicht in Sicht ist, bleibt nichts anderes, als interessierten Unternehmen die Möglichkeit zu bieten sich zu entfalten. Die FWG hat bereits in den Kommunalwahlkampf die Idee eingebracht, eine Erweiterung des Gewerbegebietes Untereschbach trotz nicht einfacher topografischer Verhältnisse zu prüfen. Auch die CDU-Fraktion hat sich dafür ausgesprochen. Signale von den Naturschützern zeigen, dass man sich dort mit diesem Vorhaben arrangieren kann. Ein solches Gewerbegebiet hätte einen doppelten Autobahnanschluss und bildet zusammen mit dem Technologiepark einen guten Zusammenhang. Und auch der Technologiepark verfügt noch über Erweiterungskapazitäten, wenn die Parkplatzsitzuation intelligenter als nur über Flächenverbrauch gelöst würde.