Der Umbau des Zanders-Geländes, im Besitz der Stadt, ist städtebaulich eine ausgesprochen große Herausforderung und es ist klar, dass sich selbst Planungsfachleute nur behutsam Lösungen nähern können, wie dieses 37 Hektar große Gelände in die Stadt integriert werden kann. Noch läuft die Räumung der verwertbaren Produktionsgegenstände durch den Insolvenzverwalter. Noch ist nicht vollständig klar, welche Altlasten im Boden schlummern. Noch ist nicht sicher, welche Gebäude am Ende wirklich erhalten werden können oder sollen.
Ein interfraktioneller Arbeitskreis des Stadtrates hat sich gemeinsam mit der Zanders-Projektgruppe der Stadtverwaltung und dem niederländischen Planungsbüro Karres en Brands daran gemacht, die Diskussionen zusammenzufassen und in einer so genannten Strukturplanung festzuschreiben.
Die Ergebnisse sind im Ratsinformationssystem der Stadt einsehbar. Mit der Prämisse, möglichst viel Bausubstanz zu erhalten, sollen drei unterschiedliche „Stadtviertel“ entstehen: Ein Bereich mit hoher Verdichtung im mittleren Bereich, ein urbanes Quartier mit Einbeziehung der historischen Bauten als Verbindung zur bestehenden Innenstadt sowie eine Grünzone im östlichen Bereich. Der durch die ehemaligen Industrietransportwege vorgegebene Straßenraum soll erhalten werden, nicht allerdings für einen Durchgangsverkehr, sondern als Verbindungselement für Fußgänger oder den Radverkehr. Die Strunde wird freigelegt und zur zusätzliche Grünzone.
Auch wenn wir aufgrund der geschilderten Unwägbarkeiten Verständnis dafür haben, dass zum jetzigen Zeitpunkt Schwierigkeiten bestehen, eine detaillierte Bestimmung möglicher Nutzungen des Geländes vorzunehmen, wäre es von Beginn der Planungen an möglich gewesen festzulegen, was Bergisch Gladbach eigentlich mit dem Zanders-Gelände beabsichtigt. Was brauchen wir? Was passt zur Stadt? Diese Fragen sind durchaus auch im Einklang mit architektonisch gewagten oder avantgardistischen Projekten zu beantworten.
Die FWG hat sich von Beginn an dafür ausgesprochen, Wohnungen auf Zanders zur schaffen, keine öden Siedlungen, sondern urban orientiert und gemischt mit wohnschonendem Gewerbe. Ein Mix also, wie es auch die Strukturplanung vorsieht. Unser Mix ist aber dominiert von Wohnungsbau. Dies steht für uns an erster Stelle, denn Zanders bietet mit seiner jetzigen und zukünftigen Verkehrsanbindung die Möglichkeit der Verwirklichung eines Viertels der kurzen Wege. Und ein urbanes Quartier kann nicht ohne Menschen existieren.
Trotz der langen Laufzeit eines Konversionsprojektes wie Zanders sind wir der Meinung, dass jetzt gehandelt werden muss. Der notwendige Förderantrag zu Erlangung städtebaulicher Förderungen muss schnellstens gestellt werden. In ihm muss aber nicht nur die Nutzungsverteilung festgelegt, sondern muss ein nachvollziehbarer Finanzrahmen geschaffen werden. Angesichts der knappen Haushaltsmittel verfügt die Stadt nicht über Reserven, die Planungsphase beliebig auszudehnen, denn das Gelände kostet jährlich Millionenbeträge, ohne dass Einnahmen erzielt werden. Aber auch nach einer Städtebauförderung verbleibt bei Bergisch Gladbach ein Eigenanteil von 30 Prozent, der zu finanzieren ist. Somit müssen Gegenfinanzierungsmaßnahmen aufgezeigt werden. Wir hören, dass es genug Investoren gibt, die Zanders im Blick haben. Schön, wenn es so ist. Doch es handelt sich um städtisches Gelände und somit ist die gesamte Stadtgesellschaft in das weitere Vorgehen einzubinden. Eine Verträglichkeit mit den Planungsabsichten, eine Einbettung in das Stadtbild Bergisch Gladbachs und finanzielle Seriosität müssen dabei sichergestellt werden.
Richtig ist, bereits jetzt in Teilbereichen konkreter zu planen. Die Öffnung des Geländes zur Innenstadt ist ein wichtiger Schritt, die Bürger einzubeziehen. Die zunächst vorläufige Gestaltung der Gleisharfe (ehemalige Zugangsgleise gegenüber der Rhein-Berg-Galerie) als städtischer Park ist zu begrüßen. Ideen, auch den alten Gebäudebestand schnell nutzbar zu machen, sind grundsätzlich richtig. Wenn allerdings ungeklärt bleibt, welche Nutzung später in Frage kommt und ob dafür überhaupt Nutzer zur Verfügung stehen, sind Ausgaben, die über die reinen Erhaltungskosten hinausgehen, derzeit nicht zu verantworten.
Die FWG will die Euphorie und das Engagement aller Akteure, die mit dem Zanders-Projekt befasst sind, keinesfalls bremsen. Sie will aber deutlich machen, dass
- die Planungen sich nicht im Kreis drehen dürfen,
- der Städtebauförderantrag zügig zu stellen ist,
- ein solides Finanzierungskonzept bei allen Projekten zugrundeliegen muss,
- das Nutzungskonzept an erster Stelle die Schaffung von Wohnungen im urbanen Umfeld vorsieht.